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Barhuf unterwegs – 9 Fragen an: Michaela mit Jenny & Sanna

Im 2. Interview meiner Reihe „Barhuf unterwegs“ stellt sich Michaela mit ihren beiden Pferden Jenny & Sanna vor. Michaela hat Jenny mit der Diagnose Hufrollenentzündung und Spezialbeschlag gekauft. Als ich die beiden kennengelernt habe, ging Jenny immer wieder lahm und die Eiereisen brachten nicht wirklich eine Besserung (wie sollten sie auch?). Mein Vorschlag war dann einfach mal die Eisen hinten und dann auch vorne über den Sommer runter zu geben und dem Huf auf weichen Boden Zeit zu geben sich zu erholen.

Mit einigen Monaten Pause und einer Futterumstellung, sowie korrekter Hufbearbeitung und der Verwendung von Hufschuhen kann man sehr viel erreichen. Jenny läuft mittlerweile immer noch barhuf und das besser denn je, auch wenn sie mittlerweile auch in Altersteilzeit ist. Ihre Nachwuchsstute Sanna war von anfang an barhuf, allerdings musste die Bearbeitung auch umgestellt und korrigiert werden.

Michaela und ihre beiden Stuten Jenny und Sanna

Mein Name ist Michaela Madlmair und meine beiden Hottis heißen Jenny (19 Jahre) und Sanna (6 Jahre). Die beiden Stuten werden im Winter gemeinsam in einem kleinen Offenstall mit 24 Stunden Heu ad lib. gehalten (mit Heunetz 4,5cm). Sie sind im Sommer auf einer Weide mit Unterstand untergebracht, dort haben sie einen kleinen Trail der für mehr Bewegung sorgt, auch werden sie zusätzlich zur Wiese mit 24 Stunden Heu versorgt (ebenfalls im Heunetz mit 4,5cm Maschenweite). Auf dem Weg zur Tränke haben sie unterschiedlichen Böden mit Schotter und Kies. Ich biete ihnen auch Wurzeln, Äste und kleine Baumstämme zum Knabbern an, die Heunetze hänge ich an verschiedenen Bäumen um auch hier für Bewegung zu sorgen.

Wie lange hast du dein Pferd (oder deine Pferde) schon barhuf und welche Gründe haben dich dazu bewegt dein Pferd barhuf zu halten?

Im Sommer 2010 stellte ich meine Stute Jenny auf barhuf um, zuerst nur die Hinterhufe, nach ein paar Wochen befreite ich dann auch die Vorderhufe von den Eisen. Ich war sehr skeptisch, da es immer geheißen hat, dass mein Pferd NICHT ohne Eisen laufen kann (lt. Hufschmied). Die Umstellung hat Jenny Klaudia zu verdanken, Klaudia hat mir damals sehr, sehr viel geholfen und mir sozusagen die Augen geöffnet.

Das ganze klappte Dank richtiger Fütterung durch Klaudia gar nicht so schlecht. Jenny brauchte zwar einige Monate um sich an das neue Laufgefühl zu gewöhnen, jedoch hat mir die Wiese (der weiche Boden) im Sommer bei der Umstellung sehr gut geholfen. Man muss auch dazusagen Jenny kam damals aus der Boxenhaltung, sie hatte Eiereisen und sie war sehr steil hingestellt. Im Sommer 2010 kam dann die große Veränderung – die Umstellung in die Offenstallhaltung, seither haben sich die Hufe um einiges geweitet und haben eine ganz andere Form bekommen! Sanna lief immer schon barhuf und für mich kommt auch nichts anderes mehr in Frage.

Grund der Umstellung: Hihi, eigentlich eine lustige Geschichte *gg* mit einem Satz… ich wurde durch Klaudia mit dem „Barhuf-richtige Fütterung-richtige Haltung – Virus“ infiziert und lies mich zur Barhufhaltung quasi überreden – ich glaubte lange nicht daran, dass es bei meinem Pferd klappen kann – aber man siehe … seit 5 Jahren läuft sie barhuf, und das sogar sehr gut!

Hattest du Probleme bei der Umstellung auf barhuf?

Dank richtiger Fütterung, dem weichen und oft nassen Wiesenboden sowie das Tragen von Hufschuhen beim Ausreiten und natürlich der Umstellung in die Offenstallhaltung klappte es ganz gut. Allerdings machte ich einen Fehler, ich ging viiiiel zu früh nach der Umstellung ohne Hufschuhe ausreiten und Jenny ging sehr fühlig, sie suchte dann immer den weichen Boden am Wegrand.

Ich dachte sie muss das lernen, so schlimm kann das ja nicht für sie sein, doch das war natürlich falsch und es tat ihr sehr weh. Auch wenn ich ihr rasch wieder Hufschuhe angezogen habe, sie hat das teilweise jetzt noch in ihrem Kopf (trotz Hufschuhe) immer den Wegrand zu suchen, Es wird aber von Jahr zu Jahr weniger.

Also gerade in der Anfangszeit IMMER Schuhe anziehen!

Bearbeitest du die Hufe selber oder hast du einen Hufprofi, der dich unterstützt?

Ja, ich bearbeite sie selbst (alle 8 Hufe) und lass alle 3-4 Monate mal meine Barhufspezialistin Karin Rauscher auf mein Werk schauen, die was mir dann meine Fehler wieder ausbessert. Im Großen und Ganzen ist sie allerdings mit meiner Arbeit zufrieden 🙂  – zumindest sagt sie das *lach*.

Sanna hat an einem Vorderhuf eine kleine Fehlstellung durch sehr schlechte Bearbeitung bevor ich sie kennenlernte, daher lass ich bei Sanna Karin etwas öfter an den Huf, da ich mir etwas unsicher bin. Allerdings wird die Fehlstellung sowie auch ihre Zwanghufe von Monat zu Monat besser. Ich hoffe, dass diese Fehlstellung irgendwann Geschichte sein wird.

Jenny & Sanna

Wie oft reitest du in der Woche?

Sanna arbeite ich so gut wie jeden Tag. Im Winter machen wir unter der Woche mehr Platzarbeit (Longenarbeit, Bodenarbeit, Dressur, Stangenarbeit,… worauf wir Lust haben) und am Wochenende geht es dann für ein paar Stunden ins Gelände. Im Winter sind wir komplett ohne Hufschuhe unterwegs. Jenny macht ebenso die gleiche Arbeit, wobei sie unter der Woche schon manchmal 2 Tage frei bekommt. Sie ist ja bereits in Altersteilzeit *g*. Ausritte schafft Jenny im Winter ebenfalls ohne Hufschuhe.

Im Sommer sind wird fast nur im Gelände unterwegs und das, so gut es zeitlich möglich ist, fast jeden Tag ca. 7-15 Km. Am Wochenende natürlich mal längere Strecken. Natürlich sind wird auch mal ein paar Tage unterwegs. Heuer im Sommer werden wir eine ganze Woche wanderreiten. Hier werde ich natürlichHufschuhe auf allen 4 Hufen benützen (vorne Back Country, hinten Renegades).

Benutzt du für Ausritte oder Wanderritte Hufschuhe?

Im Sommer ja, außer bei kleinen Minirunden 😉 die schaffen wir problemlos ohne Schuhe. Im Winter bin ich meistens ohne Hufschuhe unterwegs.

Wenn ja, gibt es eine Hufschuhmarke, die du am Liebsten benutzt?

EasyBoot Back Country, Equine Jogging Fusions und Renegades – bin aber immer am ausprobieren.

Gibt es besondere Tipps, die du anderen Pferdebesitzern bei einer Umstellung auf Barhuf mitgeben möchtest?

Das wichtigste ist ZEIT, VIEL ZEIT!

Jemand der glaubt in ein paar Wochen ist das erledigt sollte es sich überlegen. Man sollte auch nicht glauben, dass, wenn man sein Pferd jetzt auf barhuf umstellt, wie mit Eisen alle 6-8 Wochen der Schmied kommt, alles gut ist! Besuch unbedingt einen Barhufkurs, denn es wird ab und zu mal zum Feilen und eventuell Eckstreben zum schneiden sein. Du brauchst also auch einen Funken Interesse an der Materie.

Uuuuund man sollte auf keinen Fall gleich bei den ersten Hufschuhen die Nerven verlieren!! Man muss einfach ein wenig durchprobieren bis man die passenden Schuhe für sein Pferd gefunden hat.

Ich probiere auch immer wieder andere Modelle. Empfehle hierfür die HUFSCHUHBÖRSE auf Facebook, hier kann man gebrauchte Schuhe günstig kaufen. Sollten sie nicht passen, verkauft man sie einfach wieder  weiter. Gib anfangs nicht gleich ein Vermögen für neue Schuhe aus, die dann vielleicht nicht mal passen.

Hufschuhe sind anfangs nicht gerade billig. Bedenke aber, dass ein Beschlag alle 6 Wochen viel mehr kostet. Hufschuhe halten dann ca. 1000km bis sie durchgelaufen sind!

 

Jenny & Sanna

Von welchem Pferde würdest du dir wünschen, das es barhuf läuft?

Hach, das würde ich mir für viele Pferde wünschen!! Allerdings sollte dann natürlich auch die Haltung und die Fütterung stimmen, denn das ist meiner Meinung nach das „A und O“ für eine dauerhaft gute Barhufhaltung und das ist leider in unserer Umgebung noch nicht ganz so oft der Fall 🙁 .

Noch ein kleiner Tipp: auf der auch auf der Seite von Mein Faible sind Markierungen für Hufschuhe zu finden. Falls mal ein Hufschuh verloren geht,was ja hin und wieder passieren kann, ist der Eigentümer damit leichter wieder auffindbar. Nette Menschen bringen einem den Hufschuh dann hoffentlich wieder retour.

Auf viele neue Barhufpferde – denn für eine Umstellung ist es nie zu spät!

Alles Gute
Michi und ihre Hottis Jenny und Sanna

4 Antworten auf „Barhuf unterwegs – 9 Fragen an: Michaela mit Jenny & Sanna“

Hallo,

es ist immer wieder schön zu lesen, wie viel Lebensqualität Pferde gewinnen können, wenn man sie Barhuf gehen lässt. Den Spruch „leider kann gerade dein Pferd nicht Barhuf gehen“ kenne ich leider zu gut. Es ist viel viel mehr möglich als die meisten glauben. Jedoch möchte ich doch auch 2 Punkte kritisieren. Es ist nicht immer notwendig, dass bei der Umstellung mit Hufschuhen gearbeitet wird. Es gibt viele erfolgreiche Umstellungen auf Barhuf, bei denen keine Hufschuhe benötigt wurden.
Der zweite punkt ist, dass es bei dem Interview so klingt, als wäre es nicht möglich ohne Hufschutz ausreiten zu gehen. Das stimmt so nicht wirklich 🙂

lg
Bernhard

Hallo Bernhard,

danke für dein Feedback! Es gibt noch einige Interviews am Blog, die weitere Ansichten und Geschichten rund um die Umstellung auf Barhuf erzählen – dieses Interview ist nur eine persönliche Geschichte (von vielen möglichen) und soll zeigen, dass es auch in schwierigen Fällen klappen kann. Und es soll auch zeigen, dass man mit Barhuf und Hufschuhen genauso auf Wanderritten unterwegs sein kann oder regelmäßig ausreiten gehen kann. Meistens hört man ja „zum Wanderreiten braucht man Eisen, barhuf oder mit Hufschuhen geht das nicht“. Meine Stute braucht selten Hufschuhe, ich nehm dir nur bei langen Strecken über 20km und wenn ich im unbekannten Gelände unterwegs bin und nicht weiß, welche Wege genau auf mich zu kommen. Komplett ohne Schuhe würde ich jetzt nicht auf Wanderritten unterwegs sein wollen.
Das Ziel sollte eigentlich immer sein, dass man auch ohne Schuhe ausreiten gehen kann, es klappt halt nicht immer 😉
Eine Umstellung mit Schuhen geht oft auch für die Besitzer einfacher, weil sie null Rücksicht nehmen müssen, sollte das Pferd mal fühliger gehen, aber du hast natürlich Recht, es gibt auch Umstellungen, wo man keine braucht (ich selber hatte auch keine, ich war da etwas blauäuig muss ich gestehen und ging einfach davon aus, dass es klappt).

Alle Interviews sind übrigens hier zu finden: https://www.two-toned.at/blog/barhuf-unterwegs/

lg Klaudia

genau 🙂 darum gibt es ganz viele unterschiedliche Interviews aus allen Sparten!