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Barhuf unterwegs – 9 Fragen an: Andrea & Quickly

Es ist da – endlich – mein Dressur Interview! Ja, sogar Dressurreiten und Turniere ght auch ohne Eisen, auch wenn es für viele schwer zu glauben ist, dass man barhuf im Sandkasten turnen kann. Andrea und Quickly geben uns heute ein Interview! Sie hat übrigens heuer erfolgreich alle Punkte für ihre RD3 gesammelt und hat viel und fleissig dafür trainiert.

Andrea und Quickly

Mein Name ist Andrea. Ich bin 31 Jahre alt und reite seit meinem 12. Lebensjahr. Im Sommer 2009 habe ich mir mit meinem 2006 geborenen ÖWB-Wallach Quickly meinen Traum vom Dressurpferd erfüllt. Quickly wuchs in einer Herde auf, wurde 3jährig angeritten und wohnt seit Herbst letzten Jahres (nach einigen Jahren in der Box) wieder im Offenstall. Ich würde mich selbst als Freizeitreiterin mit Turnierambitionen beschreiben. Heuer bin ich mit Quickly erstmals LM-Dressur gestartet und habe mit nur 5 Starts meine LM-Punkte für die RD3 (also für die Höherreihung meiner Dressurlizenz) gesammelt.

Wie lange hast du dein Pferd (oder deine Pferde) schon barhuf und welche Gründe haben dich dazu bewegt dein Pferd barhuf zu halten?

Barhuf unterwegs - Quickly

Mein Pferd war bisher insgesamt nur 2 Beschlagsperioden mit Hufeisen – weil ich einen mehrtägigen Wanderritt absolviert habe und mich damals noch nicht mit dem Thema Hufschuhe beschäftigt hatte. Und mich mein damaliger Hufschmied dann dazu überredet hat, ihn zumindest vorne eine weitere Periode lang beschlagen zu lassen.

Quickly hat leider Hufkrebs, was bedeutet, dass seine Hufe regelmäßig (zumindest alle 6 Wochen) von meiner Hufpflegerin bearbeitet werden müssen. Mit Hufeisen wäre dieses Intervall kaum möglich. Die Hufmechanik funktioniert ohne Eisen besser; und mir kommt vor, dass er ohne Eisen auch sicherer geht. Die Verletzungsgefahr (für sich und andere) erscheint mir ohne Eisen wesentlich geringer.

Hattest du Probleme bei der Umstellung auf barhuf?

Eigentlich hatte ich eher Probleme bei der Umstellung von barhuf auf Eisen – weil Quickly wesentlich mehr gerutscht ist und unsicherer gegangen ist. Die „Zurückumstellung“ nach rund 3 Monaten mit Eisen war dann kein Problem.

Barhuf unterwegs - Quickly

Bearbeitest du die Hufe selber oder hast du einen Hufprofi, der dich unterstützt?

Ich habe eine verlässliche Hufpflegerin, die alle 6 Wochen zu uns kommt. Dazwischen feile ich selbst nach oder schneide Kleinigkeiten weg – wenn es erforderlich ist. Gerade weil Quickly Hufkrebs hat (der mal besser und mal schlechter ist) erscheint mir die professionelle Unterstützung durch einen Fachmann (bzw. in meinem Fall durch eine Fachfrau 😉 sehr wichtig; ich würde es mir nicht zutrauen, die Hufe ausschließlich selbst zu bearbeiten.

Wie oft reitest du in der Woche?

Ich bewege mein Pferd normalerweise 4-5 mal pro Woche, wobei ich maximal 3 mal Dressur reite. Daneben gehen wir regelmäßig Ausreiten, machen Bodenarbeit oder gehen einfach mal spazieren. Hin und wieder gibt´s auch Stangenarbeit – Springen macht uns aber beiden nicht sonderlich viel Spaß.

Benutzt du für Ausritte oder Wanderritte Hufschuhe?

Ich habe bisher noch nie Hufschuhe verwendet, weil es nicht notwendig war. Allerdings unternehmen wir auch keine ausgedehnten, mehrtägigen Wanderritte – da würde ich jedenfalls welche verwenden.

Barhuf unterwegs - Quickly

Gibt es besondere Tipps, die du anderen Pferdebesitzern bei einer Umstellung auf Barhuf mitgeben möchtest?

Da ich in meinem Bekanntenkreis schon einige Umstellungen „hautnah“ mitbekommen habe, rate ich zuallererst zu Geduld: manche Pferde können sich schneller und beinahe ohne Probleme auf barhuf umstellen. Bei anderen dauert es länger. Und bei manchen funktioniert es leider gar nicht. Wie auch immer – ich rate dazu, die Umstellung gemeinsam mit einem/r Hufexpert/in zu machen, der/die damit Erfahrung hat und sich idealerweise auch mit Hufschuhen auskennt.

Aber ganz ehrlich: wenn die Pferde auch nach vielen Monaten noch nicht ordentlich mit der Barhuf-Situation klarkommen, trotz Hufschuhen klamm gehen oder sogar auf der Koppel die Lust am Bewegen verlieren, würde ich eher dazu tendieren, die Pferde (zumindest temporär) zu beschlagen bzw. Klebeeisen zu verwenden. Ich fürchte, dass barhuf nicht für alle Pferde funktioniert.
Und: barhuf heißt zwar vielleicht geringere Kosten für Hufpflege – aber keinesfalls weniger Aufwand! Eine eigene Hufraspel kostet nicht die Welt; und zumindest die braucht man als Barhuf-Pferdebesitzer/in auf jeden Fall. Mir ist klar, dass nicht jedes Pferd alle 6 Wochen die Hufe professionell bearbeitet braucht. Aber ein Barhuf-Pferd zu haben heißt nicht, dass man nicht trotzdem regelmäßig die Hufe bearbeiten (lassen) sollte.

Barhuf unterwegs - Quickly

Von welchem Pferde würdest du dir wünschen, das es barhuf läuft?

Ich würde mir wünschen, dass es nicht mehr zum Standard-Programm im Erwachsenwerden der meisten Pferde dazu gehört, sie zu beschlagen. Sondern, dass über das richtige „Schuhwerk“ fürs Pferd individuell entschieden wird. Gerade im Sportbereich sind Eisen zwar oft notwendig. Aber eben nicht immer.

Barhuf unterwegs - Quickly