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Barhuf unterwegs – 9 Fragen an: Daniela von Hippovital

Ich freue mich besonders auf das heutige Interview mit Daniela von Hippovital. Sie ist Besitzerin von 2 Kaltblutpferden und erzählt uns, wie ihre „Schwergewichte“ barhuf unterwegs sind und auf welche Schwierigkeiten man in der Bearbeitung stoßen kann. Nicht jeder Hufpfleger macht große und schwere Pferde, da es körperlich anstrengender ist.  Daniela bearbeitet die Hufe selber, was einem die Möglichkeit gibt, viel regelmäßiger zu korrigieren. Ich selber versuche immer, alle 14 Tage zu feilen und zumindest 2 Hufe zu schneiden, dann werden die Abstände nicht zu groß und die Kraftaufwendung hält sich in Grenzen.

Daniela von Hippovital und ihre Noriker Pauli und Benjamin

Mein Name ist Daniela Schinko, ich bin als Pferdetrainerin in meinem Unternehmen Hippovital – ganzheitliches Pferdetraining tätig. Zu meiner privaten Leidenschaft gehört das Kaltblutpferd und ein großes Interesse am „Wunderwerk Huf“. Meine Noriker, 12 und 7 Jahre alt, leben im Offenstall bei frei zugänglichem Auslauf und Heu ad libitum, sowie stundenweisem Weidezugang.

Hippovital
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Wie lange hast du deine Pferde schon barhuf und welche Gründe haben dich dazu bewegt dein Pferd barhuf zu halten?

Pauli, der Jüngere der beiden war stets barhuf, weil sich mein Wissen rund um die Hufgesundheit – und den funktionellen Huf im Besonderen – im Laufe der Jahre erweitert hat. Bei Benjamin war die Geschichte anders: Er wurde 4 jährig angeritten und ab diesem Moment wurde mir vom Schmied glaubhaft gemacht, ein so schweres, massiges Pferd könne nur mit Eisen geritten werden. Spezielle Barhufbearbeiter waren mir damals noch nicht bekannt, und ich schenkte meinem Schmied Vertrauen. Aus heutiger Sicht betrachte ich diese Handlung von mir  als gedankenlos, denn ich betrachtete es als damit abgetan, mich um den bestmöglichsten Schmied zu kümmern und übergab gewissermaßen meine Verantwortung, ohne viel darüber nachzudenken. Diesen Vorwurf mache ich mir bis heute.

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Benjamin bekam im Laufe der Jahre, als er beschlagen war, immer mehr Probleme an den Hufen, die der Schmied auch auf seinem Gebiet stets zu lösen versucht hatte, jedoch ohne Erfolg. Links am Foto seht ihr die Hufe 2012 am dem Tag, als ich die Eisen abgenommen habe.

Die ganze Problematik verschärfte sich 2012 dahingehend, dass das Pferd aus damaliger Sicht unerklärlicher Gründe häufig stürzte. Das ging so weit, dass er selbst im Freilauf aus dem Galopp plötzlich zu Boden stürzte. Es folgten unzählige Untersuchungen ohne Befund, an Training oder Reiten war nicht mehr zu denken. Ich habe als letzten Ausweg selbst die Eisen abgenommen, und das Pferd sprach dabei Bände. Er hat bei jedem Nagel, der herausgezogen wurde abgeschnaubt und ausgeschlaucht. Von da an war klar, dass dies der richtige Weg sein muss, ohne den Schmieden einen Vorwurf zu machen. Jeder hat im Rahmen seiner Möglichkeit sicher das Beste versucht, aber Beschlag war ab diesem Zeitpunkt eben nicht mehr das Beste für Benjamin. Heute weiß ich, dass seine Stürze damals von mangelnder Durchblutung, vergleichbar mit eingeschlafenen Füßen, kamen.
Hier seht ihr die Hufe heute:

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Hattest du Probleme bei der Umstellung auf barhuf?

Nein, Probleme in dem Sinne gab es nicht. Es galt jedoch die für das Pferd optimale Bearbeitungsform heraus zu finden – frei nach dem Motto „was für den Einen passt, kann für den Anderen schon verkehrt sein“. Benjamin war die ersten Wochen etwas „fühlig“, was ich aber nicht negativ behafte. Die Durchblutung setzt wieder ein, das Pferd fühlt wieder. Der Huf ist ja auch Tastorgan. Ich habe ihn mit Optimierung der Bearbeitung und tageweise Hufschuhen unterstützt, sodass er sich stets komfortabel bewegen konnte.

Bearbeitest du die Hufe selber oder hast du einen Hufprofi, der dich unterstützt?

Ich habe schon in der Zeit als Benjamin noch beschlagen war, und ich erkannte, dass ich verantwortungsvoller Weise mehr über den Huf wissen muss einige Hufkurse besucht, dieses Wissen aber lange „verkommen“ lassen. Als ich ihn auf barhuf umgestellt habe, empfand ich es als meine Pflicht, mich weiter zu bilden und so kam es schlussendlich auch dazu, dass ich selbst an den Hufen zu arbeiten begann. Je mehr ich über den Huf lernen durfte, umso größer wurde auch mein Interesse an diesem faszinierenden Organ – der „Huf-Virus“ hat mich also infiziert.

Heute bearbeite ich überwiegend selbst und bilde mich auch regelmäßig fort. Für Fragen, oder um meine Arbeit kontrollieren zu lassen bin ich dennoch immer mit Profis in der Barhufbearbeitung in Kontakt, die mir mit Rat und Tat zur Seite stehen.

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Wie oft reitest du in der Woche?

Ich bin ein sehr „sparsamer“ Reiter, das heißt, ich reite nur zwischen 3-5 Monaten im Jahr, und da maximal 3-4x/Woche. Die restliche Zeit halte ich die Pferde mit Gymnastik vom Boden aus, Arbeit an der Hand und gezielten Dehnungsübungen und Mobilisierungen fit. Reiterlich bin ich in der klassischen Dressur angesiedelt.

Benutzt du für Ausritte oder Wanderritte Hufschuhe?

Wenn ich kleine Runden gehe, dann braucht keines meiner Pferde Hufschutz. Lege ich weitere Wege zurück, die besonders mit viel Asphalt sind, dann schütze ich die Hufe mit Hufschuhen.

Wenn ja, gibt es eine Hufschuhmarke, die du am Liebsten benutzt?

Bei uns haben sich der Easy Boots bewährt. Ich habe das Modell 2012 und bin damit sehr zufrieden.

Gibt es besondere Tipps, die du anderen Pferdebesitzern bei einer Umstellung auf Barhuf mitgeben möchtest?

Erstmals möchte ich jedem Mut machen. Es mag passieren, dass man von manchen Barhufbearbeitern als Kaltblutbesitzer abgelehnt wird, was oft damit zu tun hat, dass Vorurteile der Rasse gegenüber herrschen oder die Bearbeiter oftmals Damen sind, die kraftsparend arbeiten möchten. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass man als Kaltblutbesitzer für die Bearbeitung oft tiefer in die Tasche greifen muss als andere, was mit dem Zeitaufwand und der körperlichen Anstrengung zu rechtfertigen versucht wird.

Ein Pferd ist ein individuelles Wesen und so gibt es von jeder Rasse, mal „bravere“ und „schlimmere“, wenn ich das so nennen darf. Und genauso gibt es für jedes Pferd DEN Bearbeiter, der auch keine rassespezifischen Unterschiede macht. Ein guter Barhufpfleger bringt für mich also nicht nur fachliche Kompetenz mit, sondern auch die grundsätzliche Liebe zum Pferd – und dem wird es egal sein, ob sein „Kunde“ 400kg wiegt oder knapp eine Tonne.

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Von welchem Pferde würdest du dir wünschen, das es barhuf läuft?

Das wünsche ich grundsätzlich jedem Pferd, denn schlussendlich kam jedes barhuf zur Welt und das ist naturgemäß. Wenn du mich nach einem speziellen Namen fragst, dann würde ich spontan Totilas den Komfort des Barhuflaufens wünschen.

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Solltet ihr noch Fragen zur Barhuf-Umstellung bei Kaltblütern haben, zögert nicht und schreibt Daniela (info@hippovital.at) an! Sie gibt euch gerne Tipps und Hilfestellungen. Mehr über Daniela und ihre Arbeit könnt ihr auch noch auf ihrer Webseite nachlesen.