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Herbstzeitlose im Heu – wie erkennen?

Die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale L.) aus der Familie der Liliengewächse (Liliaceae) ist mit die giftigste und auch gefährlichste Pflanze auf unseren genutzten Grünflächen.

Leider breitete sie sich durch Stilllegungsflächen und späte Mahd in den letzten Jahren enorm aus. Sie blüht erst im Herbst von August bis November, aber auch  Ende April und/oder Anfang Mai kann man sie sehr gut sehen und auch bekämpfen.

Wie kann ich die Herbstzeitlose auf der Wiese bekämpfen?

Wichtig ist die Wiesen Ende April – Anfang Mai abzugehen und die Pflanze auszugraben.

Dazu natürlich unbedingt Handschuhe anziehen, da die Pflanze auch für Menschen stark giftig ist!

Pflanzenreste müssen wegen ihrer starken Giftigkeit am besten im Hausmüll entsorgt werden. Die Pflanze darf auf keinen Fall in der Biotonne oder auf dem Kompost entsorgt werden. Als einzig adäquates Mittel zur Bekämpfung hat sich die Spitzhacke erwiesen.

Ein normaler Unkrautstecher dringt nicht tief genug ein, da die Knolle sehr tief sitzt. Weiterhin ist der Korpus der Pflanze meistens nicht direkt über der Knolle, die Knolle steckt in einem Umkreis von 5-15 cm schräg neben der Pflanze. Man muss hier also graben und damit auch die Knollen entfernen.

Herbstzeitlose

Dorit Ewers (www.pferde-gesund-erhalten.de) hat folgende Beobachtungen gemacht: „Angeblich soll die Herbstzeitlose sehr trittempfindlich sein – auch dies kann ich nicht bestätigen. Bei mir wächst sie in einem häufig genutzten Teil der Weide, der sehr stark von den Pferden – besonders im Winter – zertrampelt wird. Auch die Annahme, dass sie verkümmert, wenn man sie ausreißt, kann ich nicht bestätigen. Auf besagter Weide wurde die letzten Jahre immer wieder ausgestochen und leider ist die Pflanze immer noch da.“

Das Magazin Artgerecht schreibt, dass man die Wiesen ab Juli mähen kann, da hier die Pflanze schon verwelkt am Boden liegt. Wobei ich einem anderen Artikel gelesen habe, dass gerade eine späte Mahd das Risiko erhöht.

Eine späte Mahd führt – wie eingangs schon erwähnt – außerdem dazu, dass sich die Pflanze wieder weiter verbreiten kann.

Colchicum Autumnale

Herbstzeitlose im Heu ist für Pferde sehr giftig

Die Herbstzeitlose enthält über 20 Alkaloide, darunter Colchicosid, Demecolcin und Lumicolchicin.

Das sehr giftige Alkaloid Colchicin kommt in allen Teilen der Pflanze vor, ist am meisten aber in den Samen enthalten. Colchicin wirkt ähnlich wie Arsenik.

Herbstzeitlose ist auch für viele andere Tier wie Kühe und Schafe giftig

Die Herbstzeitlose ist giftig für Pferde, Kühe, Schafe, Ziegen, Hunde, Katzen, Kaninchen und Hasen, Meerschweinchen und Hamster und sogar Vögel. Wobei Pferde besonders empfindlich reagieren, die tödliche Dosis liegt hier bei 1200-3000 gr pro Tier frisches Blatt- und Kapselmaterial . 

Für ein Pferd heißt das, dass es schon bei 0,25 mg Cholchicin pro kg Körpermasse zu ersten Vergiftungserscheinungen wie Durchfall und Koliken kommen kann [1]. Laut Kamphues und Meyer kann bei einem Pferd 0,15 gr getrocknete Herbstzeitlose pro kg Körpermasse zu Durchfall und Kolik führen. Für einen Menschen liegt die tödliche Dosis bei 5 g Samen oder 50 g Blätter (5 g Samen der Herbstzeitlose enthalten ca. 20 mg Colchicin).

Samengrösse
Hier sieht man sehr schön die Größe der Samen.
Herbstzeitlose
Das Wiegen ergab eine Menge von 17 Gramm. Man sieht auch gut die Einzelteile, die sich im Heu und in der Box verteilen.

Auch im Heu oder in der Silage verliert die Pflanze nicht an Giftigkeit, das ist das fatale – denn die Pferde können die Pflanze im Heu nicht mehr gut aussortieren! Das Colchicin behält hier mehrere Jahre seine Wirksamkeit. [1] .

Oft hört man: Das fressen sie nicht, die Pferde sortieren das im Heu aus – das stimmt einfach de facto nicht.

Die Realität sieht einfach leider anders aus.

Die Samenkapseln werden zwar aus dem Heu von den Pferden aussortiert, aber die Blätter werden oft mitgefressen! Die Vergiftungen sind schleichend und äußern sich bei jedem Pferd anders

Dorit Ewers hat mit Heu, das mit Herbstzeitlose belastet war, folgende Beobachtungen an den eigenen Pferden gemacht. Sie hatte unwissend – der Lieferant versicherte ihr natürlich, dass das Heu frei von der Giftpflanze ist eine Lieferung mit dem Heu verfüttert und ihre Pferde bekamen folgende Symptome:

1. Pferd: starker Durchfall

2. Pferd: Durchfall, Kotwasser, eitriger Nasenausfluss

3. Pferd: starke Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit

4. Pferd: zeigte Atemprobleme, stark gerötete Schleimhäute

Leider zeigen sich die Vergiftungen erst Tage nach der Aufnahme und die klinischen Symptome (Durchfall, Kreislaufstörungen, Polyurie, Apathie, Kolik, Husten …) sind so unterschiedlich, dass oft kein Bezug zu vergiftetem Heu hergestellt wird.

Teilweise haben die Pferde Husten, der Tierarzt kommt in dem Moment allerdings nicht immer gleich auf Vergiftung, sondern behandelt zuerst die Atemwegsprobleme.

Herbstzeitlose
Herbstzeitlose – getrocknet im Heu
Herbstzeitlose
Herbstzeitlose auf der Wiese

Alle, die glauben, dass vielleicht eine Giftpflanze im Heu sein könnte, sollten unbedingt das Heu untersuchen lassen oder verdächtige Pflanzen zu einem Institut schicken, um sie genau bestimmen zu lassen.

Wenn euch die Symptome eurer Pferde verdächtig vorkommen und ihr alles andere ausschließen könnt, zögert nicht das Heu untersuchen zu lassen! 

Zur Bestimmung der Herbstzeitlose kann euch dieses Video bestimmt weiterhelfen:

Quellen: